Fördermöglichkeiten in der klinischen Forschung aus verschiedenen Blickwinkeln

Unsere Fortbildungsveranstaltung am 28. November 2024 befasste sich mit den Fördermöglichkeiten in der klinischen Forschung aus verschiedenen Blickwinkeln.

Dr. Corinna Wilken eröffnete die Veranstaltung mit Informationen zum FFG Life Sciences Programm. Dieses Programm bietet Fördermöglichkeiten für Unternehmen im Bereich der industriellen Forschung, von den ganz frühen Stadien über die experimentelle Entwicklung/Präklinik bis hin zu klinischen Studien der Phase 1 und 2. Wichtige Kriterien für die Förderung sind der Innovationsgehalt, also der Mehrwert gegenüber dem aktuellen State of the Art. Weiters die Qualität des Vorhabens, das ökonomische Potential und die Eignung des Antragstellers (Infrastruktur und relevante Expertise). Geförderte Projekte werden von Expert:innen des FFG über die gesamte Laufzeit – von der Projektidee bis zum Abschluss – individuell beraten und betreut.

Dr. Neda Motamedi-Shad stellte das Programm Klinische Forschungsgruppen der Ludwig Boltzmann Gesellschaft vor. Dieses Programm fördert nicht-kommerzielle klinische Forschung und zielt darauf ab, translationale Aspekte in die medizinische Forschung zu integrieren (Bench to Bedside). Projekte können nur von MedUnis in Österreich eingereicht werden, diese fungieren als sog. Lead Institutionen. Die Projektumsetzung erfolgt gemeinsam mit Kooperationsp unterstützt  artnern, z.B. anderen Universitäten, Fachhochschulen, Krankenhäusern etc. Darüber hinaus können auch Industriepartner an den Projekten beteiligt sein, deren Beitrag kann allerdings nicht gefördert werden.

Mag. Anna Dickermann informierte über das Programm Klinische Forschung des Austrian Science Fund (FWF). Dieses Programm unterstützt erkenntnisgetriebene bzw. anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Gefördert werden zeitlich begrenzte Projekte mit  klar definierten Zielen und Methoden. Beispiele sind Forschungsvorhaben für spezielle Patient:innenpopulationen, personalisierte Medizin, diagnostische Techniken sowie Projekte im Bereich seltener Erkrankungen.

Prof. Bernd Jilma sprach über die Sicht der Academia, den Chancen & Herausforderungen in der Praxis. Er betonte, dass die Vorarbeiten für Projekteinreichungen sehr umfangreich und zeitintensiv sind, während die Erfolgsaussichten auf Förderung gering bleiben. Seiner Analyse nach erhalten klinische Forschungsprojekte seltener eine Förderung als der Durchschnitt aller eingereichten Projekte, und auch die zugesprochenen Fördersummen sind niedriger. Da die klinische Forschung auch in frühen Phasen, und selbst in der Präklinik, sehr kostenintensiv ist, sind Förderungen unerlässlich. Eine Option sind die Christian-Doppler-Labors, gedacht als Brückenschlag zwischen Grundlagen- und industrieller Forschung, allerdings muss hierfür zumindest ein Unternehmen als Partner gefunden werden. Andere Optionen, aber eben auch nur in Bereichen, die für Industriepartner interessant sind, sind sog. Investigator Initiated Trials. Ganz schwierig wird es in Bereichen, die aktuell weder von der Industrie noch von der öffentlichen Hand als „Hot Topic“ gesehen werden.

Dr. Stephan Huber von Xista Science Ventures widmete sich dem Thema Venture Capital als Finanzierung für Startups mit klinischer Forschung. Gerade die klinische Forschung ist bekannt für einen sehr hohen Kapitalbedarf und sehr niedrige Erfolgsraten – eine Kombination, die für Investoren, die für Investoren auf den ersten Blick wenig attraktiv erscheint. Venture Capital (VC) Investitionen in diesem Bereich müssen mit diesem hohen Risiko kompatibel sein: Das Geld ist über sehr lange Zeiträume gebunden und ein Wertzuwachs lässt sich nur über die ganz wenigen, überproportional wachsenden Unternehmen erzielen, meist im Kontext von Börsengängen. In diesem Setting spielen Venture Fonds mit ihren breit gestreuten und gleichzeitig spezialisierten Investitionen eine wesentliche Rolle. Ob sich ein Start-up oder junges Unternehmen für Venture Capital eignet, muss individuell bewertet werden. Zentral ist eine sehr gute Übereinstimmung zwischen Firmeneigentümer und den VC Investoren in Hinblick auf das Geschäftsmodell, also Einigkeit darüber „wohin die Reise gehen soll“ – schließlich ist es für beide Seiten eine langjährige Bindung. Im Idealfall geht der Beitrag der VC Investoren weit über das finanzielle hinaus: strategische Beratung, Erfahrungen aus früheren Projekten, breite Netzwerke unterstützen die Wissenschaftler:innen auf ihrer Reise in ein kommerzielles Umfeld. Ein Aspekt kommt allerdings auch hier zum Tragen: die Themenfelder, für die VC Investoren Interesse zeigen, sind Trends unterworfen. Der Hype um Zell- und Gentherapien ist derzeit einer Ernüchterung gewichen, dafür bekommen Projekte in der Neurologie und Endokrinologie/Metabolismus mehr Aufmerksamkeit, genauso wie biotechnologische Plattformen und KI-Anwendungen.

Image by Mohamed Hassan from Pixabay

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