BASG Gespräch –
Klinische Prüfung von Arzneimitteln

in Kooperation mit der Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen

Donnerstag, 3. Oktober 2024, 13 Uhr
Allgemeines Krankenhaus Wien, Hörsaalzentrum, Hörsaal 3
1090 Wien, Währinger Gürtel 18-20

Das Programm

12:30 Einlass

13:00 Aktuelle Statistik zu CTIS Verfahren
Dr. Stefan Strasser

13:30 Transition klinischer Prüfungen von Direktive auf Verordnung
Dr. Marianne Lunzer

14:15 Erste wesentliche Änderung nach Transition
Dr. Marianne Lunzer

14:45 Pause

15:30 Die neue EU Leitlinie zu Transparenzregelungen
Dr. Stefan Strasser

16:00 Sicherheitsmeldungen in Eudravigilance für akademische Sponsoren
Dr. Judith Secklehner

16:30 CTR & CTIS – Best Bugs aus Sicht der Behörde
Dr. Eva Jost

17:00 Abschluss und Verabschiedung
PD Dr. Johannes Pleiner-Duxneuner & Dr. Stefan Strasser

Fortbildungsbericht

Das BASG Gespräch wurde am 3. Oktober 2024 zum ersten Mal seit einigen Jahren wieder als F2F Veranstaltung im Hörsaalzentrum vom AKH Wien durchgeführt, was sich auch in der hohen Teilnehmerzahl von 120 niederschlug.

Der Fokus lag auf der nicht mehr ganz so neuen Clincal Trials Regulation, die jedoch mit Jänner 2025 schlagend wird, da bis dahin alle noch laufenden Studien ist das CTIS Register überführt werden müssen.

Zuerst gab Dr. Stefan Strasser eine Übersicht über die aktuellen Verfahren aus dem CTIS Verfahren sowohl auf europäischer als auch österreichischer Ebene. EU-weit gibt es derzeit durchschnittlich 200 Neueinreichungen/Monat, ca. 10% müssen auf Grund von Ablehnung bei Ersteinreichung in eine Resubmission. Als Reporting Member State (RMS) wurde Österreich 187x eingesetzt, davon 78 Studien-Transitions. Die große Hürde bleibt die technische Anforderung und die kurzen Fristen des CTIS, das in 15% negativen Ablehnungen inkl. withdrawals resultiert, va. bei akademischen Studien. Die maximale Timeline von 106 Kalendertagen zum Approval wird in den meisten Fällen auch voll ausgeschöpft.

Was die Anzahl internationale Studien im Land betrifft, liegt Österreich per Capita im guten Mittelfeld, auch wenn in absolut Zahlen natürlich die großen Länder wie Spanien, Italien, Deutschland und Polen dominieren. Bei nationalen Studien hingegen ist ein Rückgang v.a. bei akademischen Studien zu beobachten.

Im Anschluss führte Frau Dr. Marianne Lunzer durch die Tipps and Tricks zum Thema verpflichtende Transition der laufenden Studien.

Derzeit sind weniger als 60% der Studien in Österreich transitioniert, auch hier besonders schwach der akademische Bereich. Alle Anträge, die bis 30.1.2025 eingereicht werden, werden, sofern es keine gegenteilige Direktive seitens EU-Kommission gibt, noch bearbeitet. Alle Applicants wurden von der EMA auf Basis des EudraCT Registers kontaktiert. Das Minimum-Set an hochzuladenden Dokumenten umfasst:

  • Nur Dokumente die unter CTD bewilligt wurden
  • Neues Anschreiben (siehe Vorlage CTCG BP), GDPR-Erklärung, alle strukturierten Daten
    Teil I:
    • Protokoll; Verantwortung des Sponsors, zu entscheiden, ob es sich um eine einzelne Studie handelt (siehe CTCG BP
    • Investigator’s Brochure (IB); konsolidierte IB akzeptiert
    • GMP relevante Dokumente
    • Dossier für das Prüfpräparat (IMPD); konsolidiertes IMPD akzeptiert
    • Dokumente zu non-investigational Arzneimitteln (AxMP siehe CTCG BP)

Teil II:

    • Patienteninformation und Informed Consent
    • Der Sponsor kann zusätzliche unter dem CTD autorisierte Dokumente einreichen
    • MSC kann bei der Validierung zusätzliche genehmigte Teil-II-Dokumente (CTR Anhang I) anfordern

Auch das Thema wesentliche Änderungen nach Transition wurde von Frau Dr. Lunzer ausführlich erläutert und essenzielle Hinweise gegeben. Allgemeine Vorgaben sind:

  • Erste substantielle Änderung im Dossier: Aktualisierung des ganzen Part I
  • Best Practice guide naming of documents in CTIS
  • Transparenzregeln beachten
  • Seltene technisch bedingte und nicht empfohlenen Ausnahme: Multi SM
  • SM I vor Add MS
  • 3 Szenarios: zusätzlicher MS, Rekrutierung oder Behandlung laufen in zumindest einem MS , nur noch Follow-Up

Fortgesetzt wurde das BASG Gespräch mit einem Update von Dr. Strasser zu den neuen CTIS Transparenzregeln. Die Datenbank wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht mit dem Ziel, dass einerseits Patienten mehr Details über klinische Prüfungen einsehen können, andrerseits auch HTAs und Forscher auf Ergebnisse Zugriff haben.

Neben personenbezogenen Daten sind vertrauliche Mitteilungen zwischen Mitgliedstaaten und Überwachung der Durchführung von klinischen Prüfungen ebenfalls geschützt.

Eine Gradwanderung ist die Bewahrung von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen, sofern kein übergeordnetes öffentliches Interesse besteht. Zum einen gab es die Möglichkeit von Deferrals, dh die spätere Veröffentlichung in Abhängigkeit von der jeweiligen Studienkategorie, zum anderen auch die Nutzung von Schwärzungen und damit verbunden das doppelte Hochladen von Dokumenten. Die daraus resultierende Systemüberlastung führte nun zu einer Last-minute Änderung der EU-Kommission. Der Deferral-Mechanismus wird abgeschafft und die Anzahl und Komplexität der veröffentlichten Dokumente soll reduziert werden, gleich bleibt hingegen die Entscheidung über die klinische Studie als frühester Zeitpunkt der Veröffentlichung und die Kategorisierung der Studien hinsichtlich zu veröffentlichender Dokumente.

Einen Einblick die SUSAR (Suspected unexpected serious adverse event reactions) Bewertung gab Dr. Judith Secklehner, einen Schwerpunkt der Behörde im Rahmen von klinischen Studien. Dabei wurden Begrifflichkeiten und Timelines geklärt sowie über häufige Fehler aufgeklärt.

Zum Abschluss gab Dr. Strasser noch seine persönlichen Insights über „Best Bugs“ pointiert zum Besten und gab einen Ausblick über geplante Änderungen.

Das COLLABORATE Projekt auf europäischer Ebene hat sich zum Ziel gesteckt, die Zusammenarbeit zwischen Ethik & Behörde aber auch Prozesse über die Member States hinweg zu harmonisieren. Durch das Festlegen von Problem Owner kann gezielt an den bestehenden Problemen gearbeitet werden. Ein paar Verbesserungen am CTIS nehmen bereits Form an: möglicherweise Anbieter Wechsel, Reduktion der Rollen und der Download soll verbessert werden.

Die Perspektive aus Sicht des BASG zeigt in den Bereichen Timelines (kaum kürzere Fristen als vorgegeben erreicht), Validierung und Assessment (Part I &II alignment oft schwierig, keine Unterstützung dr. CTIS für 2nd RFIs) noch deutliches Verbesserungspotenzial auf. Gleichzeitig betont Dr. Strasser, dass das BASG als Filter für Anfragen bei Problemen fungiert und diese bei Bedarf an die Ethik weiterleitet.

Neben dem kostspieligen Scientific Advice der SAWP-CTCG (der nicht bindend ist für die einzelnen Member States) ist ein vielversprechendes Format der pre-CTA Advice, in dem der RMS zu regulatorischen Fragestellungen kontaktiert werden kann.

In die Zukunft gerichtet soll das COMBINE Programm die regulatorischen IVDR bzw. MDR-Kombistudien mit Arzneimitteln erleichtern. In Österreich erfolgt mittlerweile die Begutachtung durch dieselbe Ethik und Behörde. Die Datenbank EUDAMED für Medizinproduktestudien soll in 2027 folgen und analog zum CTIS aufgebaut sein.

Alle Präsentation sind zu finden unter:

 

Weiterführende links zum Thema CTR und CTIS:

Accelerating clinical trials in the EU

Clinical Trials Information System (CTIS): online training modules | European Medicines Agency (EMA)

Revised CTIS transparency rules

Clinical Trials in the European Union – EMA

Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
Traisengasse 5, 1200 Wien, www.basg.gv.at, www.ages.at
Koordinationszentrum für Klinische Studien, 1090 Wien, Währinger Straße 25a, 0G 1
Tel (+43-1)40160 25176, kks@meduniwien.ac.at, http://www.meduniwien.ac.at/kks

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